Mehr Zahnlücken oder Herzbeschwerden?

Mehr Zahnlücken oder Herzbeschwerden?
Leider ja. Das BMG spart zu Lasten von Patientenschaft und Prävention.

Parodontitis ist eine Volkskrankheit: Rund 35 Millionen Menschen in Deutschland leiden an der chronischen Entzündung im Mund, mit teilweise dramatischen Folgen. Parodontitis ist einer der häufigsten Gründe für Zahnverlust bei Erwachsenen und führt zu Zahnfleischbluten und Mundgeruch.

Parodontitis greift nicht nur die Zähne an

Doch die Folgen sind keinesfalls auf den Mund beschränkt: Die Krankheit kann Auswirkungen auf Herz und Kreislauf haben und kann Diabetes negativ beeinflussen. Neuere Studien zeigen auch: Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Alzheimer, aber auch Komplikationen während einer Schwangerschaft können im Zusammenhang mit Parodontitis stehen. Außerdem kann eine Parodontitis das Risiko einer Frühgeburt erhöhen, besonders dann, wenn sie nicht adäquat behandelt wird.

Erfolgreiche Behandlung wird weggespart

Umso wichtiger ist eine zielgerichtete Therapie, die mit der Parodontitis-Langstrecke 2021 erstmals vorlag. Die erste langfristige zahnärztliche Therapie, mit nachgewiesenem Erfolg und Leistungsübernahme durch die GKV. Zahlreichen Patientinnen und Patienten konnte geholfen und gefährliche Folgeerkrankungen verhindert werden. Doch damit ist seit diesem Jahr Schluss.

„Begrenzte Mittel führen zu begrenzten Leistungen“, sagt BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler. „Aber die Gesundheit der Patientinnen und Patienten hängt davon ab, dass wir unseren Job machen können – ohne das enge Korsett der Sparmaßnahmen. Das Gesundheitsministerium muss jetzt nacharbeiten, damit den Millionen von Parodontitis Betroffenen wieder und weitergeholfen werden kann.

Karl Lauterbach predigt ständig Prävention und kürzt gleichzeitig die Mittel. Dabei ist die Paro-Therapie sogar ein Baustein bei der Prävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei Diabetes.

Budgetierung gefährdet Versorgungssicherheit

Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz des Bundesministeriums für Gesundheit zwingt alle zahnärztlichen Leistungen in eine strikte Budgetierung. Für die Finanzierungslücken im Haushalt der GKV sollen jetzt ausgerechnet die Behandelnden aufkommen, die dem Gesundheitssystem durch effiziente und zielgenaue Prävention jedes Jahr hohe Folgekosten ersparen. Damit werden die jüngsten Erfolge bei der Parodontitistherapie verspielt. Das Bundesgesundheitsministerium riskiert die Gesundheit der Patientinnen und Patienten, aber auch die zahnmedizinische Versorgungssicherheit im ganzen Land.

Die BZÄK fordert deshalb die Rücknahme der Budgetierungsregelung, damit eine gute Versorgung für alle Patientinnen und Patienten wieder möglich wird.

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UND ERFAHREN ALLES RUND UM DIE VOLKSKRANKHEIT PARODONTITIS.

PARODONTITIS GEHT ÜBER DEN MUND HINAUS

Eine Parodontitis beschränkt sich nicht auf den Mundraum, sondern hat direkten Einfluss auf Allgemeinerkrankungen – was kaum jemand weiß.
Die Wechselwirkungen zwischen Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Parodontitis zeigen: Zahnfleischerkrankungen sind keine Banalität – sondern Grund für einen Zahnarztbesuch.

VOLKSKRANKHEIT

MENSCHEN SIND IN DEUTSCHLAND AN PARODONTITIS ERKRANKT.
  • Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen ist betroffen.

  • Die Häufigkeit steigt mit dem Alter.

  • Parodontitis ist eine Infektionskrankheit.

  • Sie hat z. B. Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, kann neurologische Erkrankungen und Schwangerschaft beeinflussen.

  • Parodontitis kann Diabetes negativ beeinflussen. Und Diabetes kann Parodontitis begünstigen oder verstärken.

Den Begriff Parodontitis haben die meisten Menschen schon mal gehört, sei es beim Zahnarztbesuch oder in der Zahnpasta-Werbung.

Weniger bekannt sind die weite Verbreitung und die Risiken, die mit der Erkrankung verbunden sind – auch über den Mund hinaus.

Parodontitis ist eine chronische Entzündung im Mund, genau genommen des sogenannten Zahnhalteapparates, also des Mundbereichs, in dem die Zähne verankert sind. Verursacht wird sie durch Bakterien. Sie gilt als „stille“ Krankheit, weil sie sich meist schleichend, schmerzlos und unbemerkt entwickelt.

Die Entzündung beschränkt sich oft nicht nur auf den Mund. Denn Bakterien und Entzündungsstoffe aus dem Mundraum gelangen in den Blutkreislauf und können so auch Probleme in anderen Regionen des Körpers auslösen. Medizinische Studien zeigen, dass die Parodontitis in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten steht. Dazu gehören etwa Diabetes mellitus, Rheuma, chronische Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die gute Nachricht: Eine Parodontitis kann behandelt werden!

Dazu muss sie aber erst entdeckt werden, indem man auf typische Symptome wie Mundgeruch oder Zahnfleischbluten achtet. Um die Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen, wird eine Parodontitis-Behandlung nach neuestem wissenschaftlichem Stand auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Wichtig ist: eine Parodontitis lässt sich nur gemeinsam behandeln, Patienten und Zahnärzte müssen an einem Strang ziehen.

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SYMPTOME

ZAHNFLEISCHBLUTEN
MUNDGERUCH
LOCKERE ZÄHNE
  • Parodontitis ist eine sogenannte „stille“ Krankheit.

  • Häufige Symptome sind Zahnfleischbluten, Mundgeruch, Schwellung und Rötung des Zahnfleischs, verlängerte Zahnhälse, Zahnlockerung und Zahnverlust.

  • Sie kann nur durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin zuverlässig erkannt und entsprechend behandelt werden.

Als „stille“ Erkrankung ist es nicht leicht für Betroffene, eine Parodontitis zu erkennen. Es gibt typische Symptome, die aber auch andere Ursachen haben können. Ob eine Parodontitis vorliegt, muss die Zahnärztin oder der Zahnarzt feststellen.

  1. Zu den typischen Symptomen einer Parodontitis gehört Zahnfleischbluten, etwa nach dem Zähneputzen oder dem Essen. Dieses Warnsignal tritt aber nicht bei allen Patienten auf. Achtung: Man ist also nicht auf der sicheren Seite, wenn man kein Zahnfleischbluten hat! Grund dafür kann zum Beispiel das Rauchen sein: Nikotin verschlechtert die Durchblutung des Zahnfleisches.
  2. Ein weiterer Hinweis auf eine Parodontitis ist unangenehmer Mundgeruch. Auch bei Mundgeruch sind andere Ursachen denkbar, ein Paro-Check ist deshalb empfehlenswert.
  3. Manchmal bemerkt man beim Saugen am Zahnfleisch auch einen schlechten Geschmack.
  4. Weitere Symptome sind die Schwellung und Rötung des Zahnfleisches. Gesundes Zahnfleisch ist rosa. Wenn sich Zahnfleisch rötet oder anschwillt, ist Vorsicht geboten. In der Folge kann sich das Zahnfleisch zurückbilden – unbehandelt stehen am Ende oft lockere Zähne oder sogar Zahnverlust.
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BEHANDLUNG

  • Zahnärztliche Untersuchung, um zu ermitteln, wie schwer die Erkrankung ist.

  • Entzündung stoppen: Aufklärung zu Krankheit und Mundhygiene, Reinigung der Zahnfleischtaschen.

  • Nachbehandlung: Regelmäßige Nachsorge in der Zahnarztpraxis, um den Langzeiterfolg zu sichern. Gründliche Mundhygiene (zweimal täglich Zähneputzen und Zahnzwischenräume reinigen).

Eine Behandlung soll die Entzündung des Gewebes um die Zahnwurzel herum stoppen und verhindern, dass sich der Zahnhalteapparat, in dem die Zähne verankert sind, weiter zurückbildet.

Bevor die Behandlung beginnt, muss zuerst die Parodontitis diagnostiziert werden. Dafür führt der Zahnarzt oder die Zahnärztin verschiedene Untersuchungen durch. Gibt es Hinweise auf eine Parodontitis, wird ein vollständiger Parodontalstatus erstellt – unter anderem werden dafür die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen und Röntgenbilder erstellt und analysiert. Ist die Parodontitis bestätigt, folgt die entsprechende Behandlung.

  1. Behandlungsschritt: Aufklärung
    Zuerst findet ein Aufklärungs- und Therapiegespräch statt. Hier werden die Patienten beraten und der Therapieverlauf besprochen. Außerdem wird ihnen erklärt, wie sie der Parodontitis durch gründliche Mundhygiene und gesundheitsbewusstes Verhalten entgegenwirken können.
  2. Behandlungsschritt: Therapie
    Dort, wo Zahnfleisch und Zahnbett erkrankt sind, werden die Zahnoberfläche, die Zahnfleischtaschen und wenn nötig die Zahnwurzeloberflächen sorgfältig gereinigt. Dieser Behandlungsschritt kann bereits die Entzündung bekämpfen und zum Behandlungserfolg führen. Falls die Parodontitis fortgeschritten ist, die Taschentiefen groß sind und weiterhin Entzündungen auftreten, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich: Tiefer liegendes entzündetes Gewebe wird dabei entfernt. In Ausnahmefällen wird die Behandlung mit einer Antibiotikatherapie kombiniert.
  3. Behandlungsschritt: Nachsorge
    Nach diesem Behandlungsschritt sollten Zahnfleisch und Zahnbett entzündungsfrei sein – abgeschlossen ist die Behandlung allerdings nicht. Eine Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die nicht einfach verschwindet. Eine regelmäßige Nachsorge beim Zahnarzt oder der Zahnärztin bleiben ebenso erforderlich wie die gründliche, tägliche Mundhygiene. Ob mit Zahnseide oder feinen Bürstchen – die Pflege der Zahnzwischenräume ist unerlässlich, um die Parodontitis fernzuhalten. Nehmen Sie deshalb unbedingt die von Ihrer Praxis empfohlenen Nachsorgetermine wahr. Diese Termine gehören zu einer langfristig angelegten Parodontitisbehandlung und werden unter dem Begriff „Unterstützende Parodontitistherapie“ (UPT) zusammengefasst. Ohne die UPT können alle bereits erzielten Behandlungserfolge wieder verloren gehen.

Besser als jede Behandlung ist die Prävention.

Auch wenn die Zahl der Parodontitisfälle aktuell hoch ist – dank guter Prävention ist der Trend rückläufig. Prävention bedeutet regelmäßige Mundhygiene, also zweimal am Tag Zähneputzen und Zwischenräume mit Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen reinigen. Um die festen Beläge und Zahnstein zu beseitigen, sollte zweimal jährlich die Zahnarztpraxis zur Kontrolle, Prophylaxe und ggf. zur professionellen Zahnreinigung (PZR) aufgesucht werden. Hier lohnt ein Blick in das Bonusprogramm der eigenen Krankenkasse, das auch Angebote für eine Zahnreinigung enthalten kann.

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